
In meinem Freundeskreis gibt es so einige Menschen, die nach Schule oder Studium die Welt bereist haben, ausgestattet nur mit einem Rucksack mit den allerwichtigsten Utensilien zum (Über-) Leben. Ich hatte nie solche abenteurlichen Ambitionen. Sobald ich wusste, wohin ich mit meinem Studium wollte, nämlich nach Japan, um dort zu leben und zu arbeiten, hatte ich mich entschlossen an dieses Ziel gemacht, und als ich 2012 dann meinen ersten Job hier angeboten kam, ging für mich tatsächlich ein Lebenstraum in Erfüllung, für den ich hart gearbeitet hatte. Nun ist, nach fast 7 Jahren in diesem immer noch faszinierenden Land, natürlich nicht alles eitel Sonnenschein. Im Gegenteil, es gibt viele Dinge, die mich stören, die mich hier immer noch, trotz Beherrschen der Sprache auf Business-Niveau und japanischem Partner, inklusive angeheirateter liebenswerter Familie, fremd fühlen lassen und den Alltag wie eine Last auf meinen gestressten Schultern ruhen lassen. Natürlich trägt auch mein nicht unbedingt ruhiges Leben hier in Tokyo dazu bei, dieser überbrodelnden spannenden Stadt voller überarbeiteter Menschen. Tagein tagaus quetscht man sich in den übervollen Zug zu den anderen gestressten Menschen, geht zur Arbeit in (meist lauten) Großraumbüros und leistet wie selbstverständlich seine Überstunden ab. Dann ein kurzes Wochenende oder ein Feiertag dazwischen, bevor die Gedanken wieder fast ausschließlich um die Arbeit kreisen. Auch ich habe mich ganz automatisch in diese systematische Routine eingefügt, seit ich in Tokyo arbeite.
Bis zum letzten Jahr; da habe ich im Sommer, da ich Betriebsurlaub hatte, mein Mann sich jedoch nicht frei nehmen konnte, ganz spontan einen Urlaub für mich alleine gebucht; es sollte irgendwo hingehen, wo ich täglich Yoga machen kann, es einen Strand gibt und die Flüge ich nicht arm werden lassen. Nach einiger Recherche fand ich dann mein Ziel: Krabi in Thailand. Nun war ich tatsächlich noch nie alleine im Ausland im Urlaub gewesen. Ich bin zwar schon alleine verreist, aber dann, um Freunde in anderen Ländern zu besuchen. Ein kleines Abenteuer für mich also, das mir im Nachhinein auch unglaublich gut getan hat. Untergekommen bin ich in dem einfachen, aber dafür günstigen Marina Yoga Retreat Center. Wie es so kam, war ich die einzige Schülerin in dieser Woche voller Regen und schwülen Unwettern. Glücklicherweise habe ich dort wundervolle Yoga-Lehrer getroffen, konnte tiefe Gespräche führen, hatte ausnahmsweise mal ganz viel Zeit für mich und außerdem eine Reiki-Session mit der Besitzerin Marina (übrigens eine Deutsche), die in mir einige Veränderungen erwirkt hat. Gerne denke ich an die Zeit zurück, an das Prasseln des Regens auf das Glas meines Fenster in dem kleinen Zimmer mit Holzfussboden und das viele Grün und die Geräusche und Gerüche der Dschungel-Überreste um mich herum. Dazu die Stille.
Vor fast sieben Jahren bin ich in Japan gelandet, ohne festen Plan, wann und ob es wieder nach Deutschland zurückgehen soll. Vor 4,5 Jahren bin ich dann nach Tokyo gezogen, habe geheiratet und mir ein stabiles Leben aufgebaut. Das dachte ich zumindest. Seit ich letztes Jahr im Sommer in Thailand war, bin ich nun wieder rastlos. Ich bin noch nicht da angekommen, wo ich sein möchte, weiß aber auch nicht so recht, wo es hingehen soll. Die Suche geht für mich also weiter, und bis dahin bleibe ich in Tokyo, arbeite auf meine vielen kleinen Ziele hin, versuche, die japanische Gesellschaft ein bisschen besser zu verstehen, mein Leben hier ein wenig mehr zu genießen und mich nicht komplett von der Großstadt überwältigen zu lassen. Vielleicht gibt es ja in der Zwischenzeit auch wieder einige Blogeinträge mehr hier 😉