Wenn ich in Japan ein wenig in der Zeit zurückreisen möchte, einen flüchtigen Eindruck von den Straßen Japans, wie sie früher einmal, noch vor der Mordernisierung, ausgehesen haben sollen, erhaschen möchte, fahre ich in die Präfektur Saitama, nach Kawagoe. Ich mochte Kawagoe, seit ich die Stadt 2012 zum ersten Mal besucht habe, und da ich mehr über die lebendige Geschchte der Stadt erfahren wollte, ergriff ich die Gelegenheit im September, an einer kleinen Monitoring Tour von Japan Wonder Travel teilzunehmen.
Während in Tokyo kaum historische Bauten erhalten geblieben sind und die Megacity wie ein grau zusammengewürfeltes Gebäudemeer erscheint, gibt es in Kawagoe tatsächlich noch zahlreiche architektonische Zeugnisse einer anderen Zeit, allen voran die alten Häuser der damaligen Händler im sogenannten „Kurazukuri District“. Während der Edo-Zeit (1603 – 1868) war Kawagoe, praktischerweise an einem Fluss gelegen, eine bedeutende Handelsstadt, die „Edo“, also das ehemalige Tokyo, mit Waren versorgte und so recht wohlhabend wurde. Das älteste Gebäude hier stammt noch aus dem Jahr 1792, die meisten jedoch wurden nach einem großen Feier während der Meiji-Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts mit neuer Technik feuerfest wieder aufgebaut. Natürlich hat sich das Straßenbild dennoch modernisiert. Anstelle von Rikshas brausen nun Autos an mir vorbei und die Schaufenster der ehemaligen Händlerhäuser zieren allerlei bunte japanische Süßigkeiten und Tee, die wohl früher nicht in Plastik eingeschweist gewesen waren. Die Läden im historischen Viertel der Stadt sind rein auf Touristen ausgelegt, versprühen aber dennoch einen nostalgischen Charme, der mich jedes Mal wieder anzieht.
Wenn ich an den Geschäften entlang schlendere, kommen mir anstelle von Geschäftsleuten, Samurai und Frauen im Kimono mit kleinen Kindern auf dem Rücken (so, wie ich mir das alte Japan (zumindest bis zum Anfang der Meiji-Zeit 1868) eben vorstelle), uniformierte Jugendliche beim Schulausflug und eine Gruppe von chinesischen Touristen in farbenfrohen Yukatsa entgegen. Das geschäftige Treiben ist mit der Zeit gegangen, hat aber trotzdem seinen Reiz, – besonders in der „Kashiya Yokocho“, oder „Candy Lane“, in der ich den Ladenbetreibern dabei zusehen kann, wie sie Senbei rösten und Warabimochi kneten.
So lasse ich meine Gedanken gerne in die Vergangenheit schweifen, zu staubigen Straßen, einem bunten Gewimmel aus Käufern, Händlern, die ihre Waren anbieten und dem Getrappel von Pferdehufen, weil ich hier dafür die perfekte Kulisse vorfinde. Ein Tag in Kawagoe, eine kleine Reise in Japans Vergangenheit, ist immer wieder spannend.
Mehr Fotos zu Kawagoe:
https://daydream-tokyo.com/2017/05/13/a-kimono-day-in-kawagoe/